Dr. med. Achim Jäckel, Internist
Aufsichtsratsvorsitzender der Medizin Forum AG Manager im Healthcare-Consulting
Im Jahr 1995 präsentierte ich auf der MEDICA mit der „Zentralen Bettenmeldeseite für neurochirurgische Intensivpatienten“ - ein aus ärztlich-ethischer Sicht durchaus wertvolles und nutzbringendes Telemedizinprojekt. Obwohl durch dieses System Menschenleben gerettet werden konnten, wurde das System nach ca. einem Jahr eingestellt.
Die berufs- und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen brachten das Projekt zum kippen, was mich damals als Intensiv- und Notfallmediziner stark entrüstete. Zählten denn Verluste an Menschenleben und vermeidbares menschliches Leid nicht mehr?
Im nunmehr fünften „Telemedizinführer“ ist für mich zu resümieren, dass trotz aller kleinen Fortschritte und technischen Möglichkeiten der große Wurf in der Telemedizin bislang nicht gelungen ist.
Die finanzielle Krise unserer Sozialsysteme im Ganzen lässt augenblicklich wenig Gutes für die Zukunft hoffen. Dabei kann Telemedizin eine Steigerung der Effektivität und Effizienz der Versorgung mit den gewünschten ökonomischen Vorteilen sowie in vielen Fällen auch eine nachweisbare Steigerung der medizinischen Qualität bewirken.
Wichtige Telemedizin-Anwendungen müssen stets im Zusammenhang mit integrierter Versorgung bewertet werden. Es geht also nicht rein nur um die Technik sondern vielmehr um eine Weiterentwicklung aller Prozesse und Abläufe rund um die Behandlung.
Da in der integrierten Versorgung ganz neue Anforderungen gestellt werden, muss Telemedizin eingebettet werden in institutionsübergreifende Systeme für Leistungs-, Qualitäts- und Kostencontrolling.
Für die Entwicklung solcher institutionsübergreifenden Systeme ist die Etablierung einer fairen und stabilen, an Qualitäts- und Leistungszielen orientierten Chancen-Risiko-Partnerschaft zwischen Kassen und Leistungserbringern notwendig, die ihre Wahrnehmung dafür schärfen, dass sie sich in einem System von wechselseitigen Abhängigkeiten bewegen.
Lassen Sie uns daher gemeinsam weiter an der Telemedizin-Zukunft arbeiten und auf weise und mutige gesundheitspolitische Entscheidungen hoffen.
Auch in diesem Jahr gilt mein besonderer Dank allen Fachautoren der Ausgabe 2004 des Telemedizinführer Deutschland für Ihr Vertrauen und ihre kompetenten Beiträge. Ebenfalls bedanken möchte ich mich in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten bei allen Sponsoren und Werbekunden, Herrn Stefan Gude von der Minerva KG, Herrn Andreas Schollmayer sowie Frau Andrea Trometer, die für Satz, Layout und Umschlaggestaltung verantwortlich ist.
Ich wünsche Ihnen wiederum viel Spaß und Nutzen beim Studium der Ausgabe 2004 des Telemedizinführer Deutschland.
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