..."Dieses Sammelwerk beschreibt seit Jahren die Entwicklungen der Gesundheitstelematik mit den maßgeblichen Stimmen von Systementwicklern und Meinungsführern in Deutschland. Ein informatorischer Referenzstandard!"...
 

Deutschlands unfassendstes Werk zum Thema Telemedizin, E-Health und Telematik im Gesundheitswesen

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Telemedizinführer Deutschland 2009
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OnkoPath – elektronische Patientenakte und Onkologie Informationssystem

M. Niemeyer (1),(2), V. Kanellopoulos-Niemeyer (2),(3), F. Paulsen (1), A. Jakob (4), M. Bamberg (1)

1 Universitätsklinik für Radioonkologie, Tübingen
2 N.C.S.D., Tübingen
3 Fakultät für Physik, Tübingen
4 Onkologischer Schwerpunkt Offenburg, Abt. Hämatologie und Onkologie


So wie die Heilungschancen durch interdisziplinäre Therapiekonzepte in der modernen Onkologie immer besser werden, so werden auch die Anforderungen immer komplexer. Die Beteiligung mehrerer Fachdisziplinen am Behandlungskonzept erfordert ein hohes Maß an Behandlungstransparenz. Viele Krebspatienten werden im Rahmen von klinischen Studien behandelt. Dies erfordert einen exakten Ablauf der Diagnostik und Therapie des Patienten. Aber auch Patienten, die nicht in Studien behandelt werden sollten heute möglichst nach den Vorgaben der onkologischen Leitlinien behandelt werden. In der Krankenhausroutine sind diese Zielvorgaben meist nur unbefriedigend umzusetzen. Grund ist neben der Organisationsstruktur v. a. eine fehlende Transparenz und Verfügbarkeit der Daten des Patienten. Dies kann bedeuten, dass der behandelnde Arzt, während er eine Entscheidung bezüglich des diagnostischen oder therapeutischen Procederes trifft nicht über das gesamte Behandlungskonzept informiert ist. Die Folge sind lückenhafte Behandlungen und unvollständige Datensätze für klinische Studien, die eine Auswertung unmöglich machen. Die Rechtfertigung für die besondere Behandlungs- und auch Risikosituation des Patienten innerhalb einer Studie ist dann nicht mehr gegeben. Um dies zu verhindern wird in onkologischen Zentren heute ein enormer Zeit- Geldund v. a. Personalaufwand betrieben. Die Nachsorge von Krebspatienten, ob innerhalb von Studien oder in Standardkonzepten ist eines der wichtigsten Qualitätssicherungsinstrumente in der Onkologie. Sie sollte regelmäßig, und über einen Zeitraum von – je nach Tumorentität – ca. 5 Jahren erfolgen. Die Daten aller Nachsorgen sollten ausgewertet werden. Nur so kann eine Klinik sicherstellen, dass die angewendeten Behandlungskonzepte auch der erwarteten Ergebnisqualität genügen. Hinterfragt man diesen Anspruch in der Klinikrealität, so ist festzustellen, dass dies im Alltag praktisch nicht umzusetzen ist. Das bedeutet, dass auch große onkologische Zentren keine mit Daten fundierte Auskunft über die Ergebnisse ihrer therapeutischen Bemühungen bei allen ihren Patienten geben können. Man begnügt sich mit Stichproben, Ergebnissen von Studien anderer Zentren (Datenlage der Literatur) und dem persönlichen Erfahrungsschatz.

Mit dem Onkologie Informationssystem (OIS) OnkoPath wurden in einem Pilotprojekt an der Universitätsklinik für Radioonkologie in Tübingen und einem Pilotprojekt am onkologischen Schwerpunkt Offenburg Voraussetzungen für eine systematische Lösung dieses Qualitätsicherungsproblems geschaffen. Alle Patienten werden in der elektronischen Patientenakte in OnkoPath digital erfasst und ihre onkologisch relevanten Daten stehen für die wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung. Dabei bedeutet die Erfassung keinen Mehraufwand, da sie quasi automatisch durch den Gebrauch der digitalen Patientenakte erfolgt.

Bereits bei der Erstvorstellung in der Ambulanz werden die Unterlagen des Patienten mit der Softwareunterstützung von OnkoPath systematisch erfasst. Für jede Tumorentität gibt es hierfür Anforderungskataloge. Das exakte Tumorstadium wird in OnkoPath ermittelt. Die Eignung eines Patienten zur Teilnahme an einer Studie wird automatisch im Workflow geprüft. Das Therapiekonzept kann aus einem umfangreichen Katalog vordefinierter Behandlungspfade (medical Pathways) ausgewählt und dann bei Bedarf für den einzelnen Patienten adaptiert werden. Durch diese Vorgabe der Behandlung, die anhand von Leitlinien erfolgt, wird schon vor Therapiebeginn die angestrebte Ergebnisqualität festgelegt. Nach Festlegung des endgültigen Behandlungskonzeptes wird der Patient multimedial Computer unterstützt über die bevorstehende Therapie aufgeklärt...
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Die Elektronische Patientenakte
Übersicht und Leitlinien für künftige Entwicklungen

A. Parasta (1), R. Metzger (2), D. Nikmond (1), H. Till (2), M. Pabst (3), A.M. Parasta (4)

1 Epitop GmbH – Technology and Service Group München
2 Dr. von Haunersches Kinderspital – Ludwig Maximilian Universität München
3 Chirurgische Klinik, Kantonspital Schaffhausen, Schweiz
4 Augenklinik des Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München


Einleitung

Elektronische Patientenakten (EPA) bilden zunehmend die Grundlage der ärztlichen Dokumentation. Eine EPA sollte jedoch nicht nur als Archivierungsbzw. Dokumentationssystem verstanden werden, sondern auch als ein sehr potentes Werkzeug ärztlicher Behandlung und Qualitätssicherung. Sie muss in der Lage sein, Behandlungsdaten zu verwalten, diese zwischen Ärzten auszutauschen und auf bestimme Fragestellungen hin zu analysieren. Diese Zielsetzung setzt im Hinblick auf die unterschiedlichen Datenstandards hohe Anforderungen an die Datenstruktur und die Kompatibilität der Dokumentationssysteme untereinander. Die Anzahl unterschiedlicher nebeneinander existierender Datenerfassungssysteme (OP-, Behandlungs-, Bild-, Labordaten etc.) nehmen jedoch stetig zu. Ebenso rasant wächst die Divergenz der angewendeten Softwarelösungen bezüglich ihren Datenstandards, der Dokumentationsqualität und der Kommunikationsfähigkeit. Vor allem aufgrund der aktuellen Forcierung telematischer Anwendungen gilt es zunächst eine genaue Analyse der bisherigen Erfahrungen aus den einzelnen Insellösungen zusammenzutragen, um eine Plattform zu schaffen, die auch künftige Entwicklungen koordiniert und allen Beteiligten zugute kommt. Existenziell wichtig ist hierbei sowohl die klare Definition der Ziele und Erwartungen der Ärzte als auch der Patienten, die als Grundlage für weitere Entwicklungen herangezogen werden müssen.

Die Gestaltung der ärztlichen Zusammenarbeit sowohl auf dem Niveau einer Klinik als auch der niedergelassenen Ärzte gewinnt zunehmend an Bedeutung. Maßgeblich beschleunigt wird diese Entwicklung einerseits durch die Vorgaben der Politik (z.B. Weichenstellung durch die zukünftige „Gesundheitskarte“(1)) als auch durch fundierte wirtschaftliche Überlegungen. Mit der Einführung der DRGs (Diagnostic Related Groups) müssen die Behandlungsabläufe dahingehend optimiert werden, dass die stationäre Aufenthaltsdauer der Patienten so kurz wie möglich gehalten wird (2).Über die internen Klinikabläufe hinaus muss vor allem die Kommunikation mit den angeschlossenen Zuweisern optimiert werden. Nur so können vorhandene Informationen allseitig genutzt, Doppeluntersuchungen vermieden und frühzeitige Entlassungen der Patienten in die Obhut des Zuweisers effektiv koordiniert werden.

Die aktuellen Entwicklungen im Rahmen der vor kurzem verabschiedeten Gesundheitsreform ermöglichen medizinischen Telematikanwendungen einen „Evolutionssprung“.

Aufgrund der zunehmend wirtschaftlich orientierten Führung der Kliniken und die Zunahme der ambulanten Eingriffe ist die Bindung der zuweisenden Ärzte durch ein suffizientes Kommunikationsnetzwerk von zentraler Bedeutung.

Betrachtet man diesbezüglich die Entwicklungen der Informationstechnologie der letzten Jahre beobachtet man eine Vielzahl an Kommunikationslösungen und Anbieter. Ein flächendeckendes Verfahren, welches alle Anforderungen der Medizin an Verlässlichkeit, Flexibilität, Aufwand und Kosten erfüllt, hat sich jedoch nicht durchgesetzt.

Warum konnten sich bis jetzt keine einheitlichen Systeme durchsetzen?

Mit der Beantwortung dieser Frage hat sich unsere Arbeitsgruppe beschäftigt. Dabei war zunächst eine Bestandaufnahme aktueller Verfahren, die als Insellösungen bundesweit eingesetzt werden, nötig. Ferner sollte eine Nutzen-Kosten Analyse erarbeitet und Leitlinien für künftige Entwicklungen erstellt werden. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der technischen und finanziellen Durchführbarkeit einer flächendeckenden Lösung.

Untersucht wurden in einem Zeitraum von drei Jahren sechs unterschiedliche Kommunikationsmodelle. Diese Modelle waren in 26 Lösungen umgesetzt.

Um standardisierte Verhältnisse zu schaffen, wurde ein Datenpool aus 100 Musterpatienten digitale Muster-Patientenakten zusammengestellt (Dummies), die in Zusammensetzung, Form, Größe, Inhalt den Patientenakten der täglichen Routine angelehnt waren. Die Zusammensetzung der Muster-Akten ergab folgende durchschnittliche Verteilung basierend auf das Datenvolumen einer Akte: 5% elektronisch erfasste und strukturierte Daten (Laborwerte, Verlaufsdokumentation etc. aus einer elektronischen Patientenkartei), 12% elektronisch erfasste Arztbriefe, 23% digital vorliegende Befunde (Bilder, Filme etc.), 35% eingescannte Arztbriefe und Anamnesebögen, 5% eingescannte OP-Berichte, 6% digital vorliegende OPBerichte, 12% eingescannte Aufnahmebögen, 2% Sonstige eingescannte Dokumente. Die durchschnittliche Dateigröße betrug dabei 9,7 MByte (± 1 MByte).

Fokussiert wurden Realisierungsaufwand, Datenverfügbarkeit, Nutzerakzeptanz, Datensicherheit, Eignung für medizinische Forschung und Zukunftssicherheit. Die einzelnen Kriterien wurden gleichmäßig gewichtet und zunächst semiquantitativ bewertet. Eine quantitative Bewertung wird z. Zt. erstellt und verspricht Richtungs weisende Leitlinien für künftige Entwicklungen...
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Gesundheitsakten im Gesundheitswesen
Strategisches Modell und praktische Umsetzungsschritte anhand von „akteonline.de“

F. Ückert a,b,c, M. Ataian a,b, M. Görz b, H. Doan a, H. Jürgens a, H. U. Prokosch c

a) Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Universitätsklinikum Münster
b) Gesakon GmbH, Münster
c) Medizinisches Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnik, Universitätsklinikum Nürnberg


Einleitung

Die Rolle des Patienten während seiner Behandlung ist im momentanen Gesundheitswesen nur selten aktiv und selbst bestimmt. Durch Einführung neuer telemedizinischer Techniken besteht sowohl die Chance der Verbesserung der Rolle des Patienten, als auch das Risiko der Verschlechterung, denn die benutzten Techniken werden komplexer, aufwendiger und schwerer zu handhaben. Können immer mehr Patienten mit Internetseiten und Text- oder Bilddateien umgehen, so ist eine Teilnahme an einem telemedizinischen Datenaustausch für den Patienten mangels Werkzeugen doch meist unmöglich. Auch in der momentanen Routine bekommt der Patient nach erfolgter Behandlung in der Regel kein Exemplar der Behandlungsunterlagen ausgehändigt. Der Arztbrief als den Besuch zusammenfassendes Dokument wird üblicherweise verzögert postalisch an den einweisenden Arzt und/oder den Hausarzt geschickt. Manchmal bekommt der Patient auch die Rolle des Boten, der dem mitbehandelnden Arzt einen Umschlag überbringt.

Die verschiedenen Institutionen des Gesundheitswesens arbeiten bereits enger zusammen, also noch vor wenigen Jahren. Beispielsweise und gerade in diesem „Telemedizinführer“ werden jedes Jahr neue innovative Projekte und Produkte vorgestellt, von denen sich manche zumindest prinzipiell auch schon etablieren konnten. Es entstanden auch bereits regionale Gesundheitsnetze mit einer gemeinsamen elektronischen Patientenakte.

Der Patient aber zieht daraus noch keinen direkten Gewinn. Manchmal macht er sich selbst Notizen über Teile der Diagnostik oder Therapie. In einem solchen Fall erhalten die Patienten kurz Einsicht in die Papierakten ihrer Ärzte und schreiben einen Teil der Papierakte ab, weil es noch keine sichere und einfache Möglichkeit gibt, die Daten dem Patienten elektronisch zu übermitteln, selbst wenn diese bei den Ärzten elektronisch vorliegen sollten.

“It has required another four decades of technological and infrastructural development to reach the point where we can begin to implement this vision in a broad, affordable, and equitable manner”[1] sagte Isaac S. Kohane über Biomedizinische Informatik in seinem Vorwort zum jährlichen Symposium der AMIA 2002. In diesem Sinne zeigt dieser Beitrag die technische Basis der Elektronischen Gesundheitsakte (EGA) akteonline.de, ihre Anwendung aus Sicht des Patienten und die mögliche Integration in das entstehende nationale Konzept im Gesundheitswesen.

1 Material und Methode

1.1 Das zugrunde liegende System

Die benutzte EGA „akteonline.de“ wurde bereits bei der MIE 2002 [2], AMIA 2002 [3] und MIE 2003 [4] vorgestellt und bei MIE 2002 auch ausgezeichnet [5]. Auch in nationalen Veröffentlichungen [5] ist akteonline.de oft vorgestellt worden, so dass dies an dieser Stelle nicht nochmals detailliert getan werden muss. Sie ist eine Sammlung von medizinischen Daten eines Patienten, ist Internet basiert und nutzt moderne Webtechnologie oder möglichst standardisierte Datenstrukturen (XML, CDA) [6] für den Datenaustausch. Als zusätzlicher Dienst sind Informationen für Nutzer aber auch für Ärzte und andere Gesundheitsbetreuer integriert. Erinnerungsfunktionen können den Nutzer an Ereignisse wie Impfungen oder Arzttermine erinnern. Die technische Sicherheit der Daten ist ebenso bedacht [3] wie die Datenbankstruktur zur Datenablage. Die Struktur der Webseiten befähigt den Nutzer, das komplexe Zugriffsmanagementsystem mit unterschiedlichen Berechtigungsstrukturen für verschiedene Personengruppen oder Institutionen einfach handhaben zu können.

Das in Abbildung 1 schematisch dargestellte Zugriffskonzept ermöglicht die Übertragung der Verwaltung der eigenen Gesundheitsakte auf eine andere Person, ohne das eigene Kennwort preiszugeben und somit die Übersicht oder Kontrolle ab zu geben, wer welche Veränderungen durchgeführt hat. Diese Stellvertreterfunktion ermöglicht u. a. das Führen einer eigenen akteonline.de für Kinder oder ältere Menschen, die nicht selbst mit dem Internet umgehen können, und ist für das im Folgenden angesprochene Pilotprojekt von großer Bedeutung.

Leseberechtigungen auf selbst ausgewählte Bereiche der eigenen oder stellvertretend geführten Gesundheitsakte können vom Patienten an jede Person oder Institution vergeben werden, die über einen Zugang zum Internet verfügt. Eine Sammlung von Nummern, ähnlich den Transaktionsnummern (TAN) des Onlinebanking, gestattet in Kombination mit dem Benutzernamen einmaligen Zugriff von vorher festgelegter Art.

Gesundheitsbetreuern können individuelle Rollen zugewiesen werden. So kann z. B. ein Arzt als behandelnder Kinderarzt angegeben werden. Diese Rolle bekommt dann beispielsweise die Berechtigung, UUntersuchungen hinzuzufügen oder ambulante Besuche zu dokumentieren.

1.2 Ein beispielhaft ausgewähltes Pilotprojekt in der Pädiatrischen Hämatologie und Onkologie

Die Nutzung von Teilen von akteonline.de wurde in mehreren Kooperationen erprobt und befindet sich in den einzelnen Kooperationsinstitutionen seit unterschiedlich langer Zeit im Routineeinsatz. Im Folgenden wird die aktuellste dieser „Implementationen“ stellvertretend dargestellt.

Die Bedingungen in der Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie – der Universitätsklinik Münster sind im Vergleich mit anderen Abteilungen sehr gut geeignet für die Einführung einer EGA. Die Patienten (bzw. deren Eltern) sind zumeist jung und hoch motiviert. Bereits jetzt dokumentieren oder kopieren die Patienten/Eltern viele Daten auf Papier. Es handelt sich hier oft um zusammenfassende Arztbriefe und im Falle der hier beteiligten Klinik auch um ein Patientenheft, in welchem u. a. die Laborergebnisse eines für die Verlaufsbeurteilung wichtigen und in der Abteilung sehr häufig angefertigten Blutbildes dokumentiert werden. Dieses Blutbild kann den Patienten nun, neben anderen Informationen wie dem Kurzarztbrief, direkt aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) elektronisch zu Verfügung gestellt werden. Jeder andere Arzt mit der nötigen Zugriffsberechtigung kann diese Befunde mit einem Internetbrowser ansehen oder auch weitere Befunde manuell hinzu fügen. Der Arzt oder die Pflegekraft in der Abteilung kann nicht nur auf einfache Art Daten zu der EGA des Patienten ergänzen (wie beispielsweise Medikationen oder Kurzarztbriefe), sondern kann in dieser auch spezielle Informationen abrufen, die der Patient dort abgelegt hat. Somit stehen dem Personal neue Daten wie Fotos vom Patienten, beispielsweise bei Hautreaktionen, oder zu Hause dokumentierte Werte, beispielsweise Gewicht und Größe (auch in grafischen Übersichten), zur Verfügung. Zusätzliche Patienteninformationsmaterialien in akteonline.de helfen neben dem Patienten auch dem weiterbehandelnden Arzt nach Entlassung des Patienten bei dem Umgang mit den sehr seltenen onkologischen und hämatologischen Erkrankungen im Kindesalter...
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Die Elektronische Patientenakte in der Intensivmedizin
Anforderungen – Konzepte – Nutzen

Jürgen Stausberg (1), Aykut Uslu (2), Beate Schoch (3)

1 Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum, Essen
2 USLU Medizininformatik, Düsseldorf
3 Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum, Essen


1 Hintergrund

Die Intensivmedizin ist wie das Gesundheitswesen im allgemeinen durch die Schere zwischen demographischer Entwicklung und technologischem Fortschritt auf der einen und gesundheitspolitischen Eingriffen auf der anderen Seite gekennzeichnet. Dies führt zu charakteristischen Veränderungen im täglichen Arbeitsgeschehen:

  • Es werden mehr Fälle behandelt.
  • Der einzelne Patient erhält je Liegezeit mehr diagnostische und therapeutische Leistungen, die Leistungsdichte je Liegezeit steigt.
  • Das aktive Management von Ressourcen wird wichtiger.
  • Der Anteil an gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben abseits des Patienten, z.B. zur Dokumentation, steigt.
  • Stellen im ärztlichen und pflegerischen Bereich können nicht besetzt werden.
  • Die Leistungsdichte je Arbeitszeit steigt.

Der Einsatz von rechnergestützten Anwendungssystemen am Ort der Leistungserbringung kann in diesem konfliktreichen Umfeld einen positiven Beitrag zur Qualität und Effizienz durch die schnellere Bereitstellung besserer Informationen über den Patienten und seine Versorgung am Ort und zur Zeit der Behandlung leisten. Dies gilt in besonderem Maße für Intensivstationen, da dort die Menge an Vitaldaten, der Umfang an diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, sowie der Feinheitsgrad der Dokumentation dem Gut Information ein besonderes Gewicht verleiht.

Unmittelbar kann eine Elektronische Patientenakte (EPA) den ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Intensivstationen die Dokumentation erleichtern, indem

  • vorhandene Informationen optimal ausgenutzt werden und Doppeleingaben, z.B. von Vitaldaten, entfallen,
  • eine aktive Unterstützung der Erfassung von Daten durch Überprüfung ihrer Vollständigkeit und Plausibilität erfolgt,
  • die automatische Verknüpfung von Informationen zu neuen und bislang nicht zur Verfügung stehenden Informationen über den Patienten führt sowie
  • das manuelle Ausfüllen von Formularen durch deren Ausdruck oder die automatische Weiterleitung von Aufträgen entfällt.

Die elektronisch verfügbaren Daten können dann im Sinne ihrer mehrfachen Verwendung auch für Aufgaben jenseits der täglichen Versorgung genutzt werden. Somit entsteht ein Mehrwert über die Verbesserung der Versorgung eines einzelnen Patienten zum Zeitpunkt seines Aufenthaltes hinaus. Für das Medizin- Controlling bietet sich eine Leistungsund Kostentransparenz, die angesichts der Einführung von Diagnosis Related Groups (DRGs) für das Überleben eines Krankenhauses unerlässlich geworden ist. Kenngrößen zur Qualität der Versorgung auf den Ebenen der Prozesse und Ergebnisse geben Anhaltspunkte für interne Verbesserungspotentiale und können in externe Qualitätsvergleiche eingebracht werden. Eine an internen Leitlinien orientierte Diagnostik, Pflege und Therapie kann aktiv unterstützt und in ihrem Ergebnis evaluiert werden. Für Forschungszwecke stehen Daten zur retrospektiven Analyse zur Verfügung.

Charakteristisch für Dokumentationssysteme auf Intensivstationen ist die Anbindung medizintechnischer Geräte zur Überwachung von Herz und Kreislauf (sogenannte Monitore), zur Beatmung und zur Gabe von Medikamenten, Flüssigkeiten und Nährstoffen über Gefäßzugänge (sogenannte Perfusoren und Infusomaten). Die Nutzung der dort automatisch anfallenden Daten stand auch am Anfang der Entwicklung intensivmedizinischer Rechneranwendungen Mitte der 60er Jahre [8]. Daneben beinhalten Dokumentationssysteme auf Intensivstationen die gleichen Informationen, wie sie auch auf Normalstationen anfallen, so z.B. die Pflegeplanung, der ärztliche Verlaufbericht und Diagnosen (s. Abbildung 1).

Die Ablösung der konventionellen papierbasierten Akte durch eine EPA erfordert neben der Erfassung lokaler Daten der Intensivstationen eine umfassende Fähigkeit zur Kommunikation mit weiteren Anwendungssystemen im Krankenhaus. Dies betrifft die Informationssysteme in Labor, Mikrobiologie und Radiologie zur Auftragsanforderung und Befundrückübermittlung sowie die klinischen Arbeitsplatzsysteme von Stationen und Polikliniken zur Unterstützung integrierter klinischer Pfade [4].

In Deutschland kann derzeit von einer Verfügbarkeit spezieller Rechnerarbeitsplätze für Intensivstationen in jedem 5. Krankenhaus ausgegangen werden [9].

2 Begriffsdefinition

Unter EPA wird in diesem Beitrag die Sammlung aller Informationen über einen Patienten und seine Behandlung in elektronischer Form verstanden. Sie ist damit die umfassendste Ausprägung einer medizinischen Dokumentation und kann die papierbasierte Krankenakte ersetzen. Im Krankenhaus bildet die EPA zusammen mit Funktionen zur Kommunikation und zur Ablaufunterstützung das Krankenhausinformationssystem (KIS). Die am ärztlichen und pflegerischen Arbeitsplatz verfügbaren Funktionen eines KIS werden unter dem Begriff Klinisches Arbeitsplatzsystem (KAS) zusammengefasst, hier eingeschränkt auf diejenigen Kernfunktionen, die heute üblicher Weise bei einem Parallelbetrieb mit der Papierakte erwartet werden können. Ein Intensivdokumentationssystem ist eine spezifisch auf die Intensivmedizin ausgerichtete Anwendung zur medizinischen Dokumentation, deren Tiefe variieren kann.

Diese Begriffe werden weder national noch international einheitlich verwendet. In Veröffentlichungen kann daher mit EPA (bzw. electronic patient/medical record) auch ein KIS, ein KAS oder ein Intensivdokumentationssystem bezeichnet sein...
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