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Deutschlands unfassendstes Werk zum Thema Telemedizin, E-Health und Telematik im Gesundheitswesen

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Reifeprüfung: Die elektronische Gesundheitskarte startet in die Labortestphase PDF E-Mail
Vor den ersten Praxistests mit Versicherten, Ärzten und Apothekern muss die elektronische Gesundheitskarte in einem Testlabor beweisen, dass sie alle gestellten Anforderungen an Funktionalität, Interaktion und Sicherheit erfüllt.

Harald Flex, Geschäftsführer gematik
Daniel Poeschkens, Medienreferent gematik



Die elektronische Gesundheitskarte löst die 1994 eingeführte Krankenversichertenkarte ab. Mit dem Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung hat der Gesetzgeber die Grundlage für die elektronische Gesundheitskarte geschaffen und deren Einführung verbindlich vorgegeben.

In mehreren Ausbaustufen wird sie eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen bieten, die dem Gesundheitswesen in Deutschland einen erheblichen Fortschritt in der Qualität der medizinischen Versorgung ermöglichen und die Rechte der Patienten stärken. Gleichzeitig lassen sich mit ihrer Hilfe Verwaltungsvorgänge wesentlich effizienter gestalten.

Erste neue Funktion der elektronischen Gesundheitskarte ist das elektronische Rezept (eRezept). Es löst das Arzneimittelrezept in Papierform ab.

In einem hochleistungsfähigen Netzwerk nimmt die elektronische Gesundheitskarte wortwörtlich eine Schlüsselrolle ein: Ausgestattet mit einem Mikroprozessor lassen sich mit ihrer Hilfe Daten in dem Kommunikationsnetzwerk – der Telematikinfrastruktur – lesen, speichern und bei Bedarf wieder löschen.

Damit die Datenkommunikation sicher und effizient zwischen den Beteiligten erfolgen kann, müssen die unterschiedlichen Komponenten dieser Telematikinfrastruktur verlässlich mit den Verwaltungsprogrammen, die in Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern im Einsatz sind, und nicht zuletzt den Systemen der Krankenversicherungen kommunizieren können.

Das Gesamtsystem „Gesundheitskarte“ setzt sich aus verschiedenen Komponenten und Diensten zusammen:

  • der eigentlichen elektronischen Gesundheitskarte (eGK), die in der Öffentlichkeit das Gesamtsystem symbolisiert und der Schlüssel zu den Funktionen ist
  • einem logischen Konzept, wie die Karte für bestimmte Funktionen eingesetzt werden kann, z.B. für das Einlösen eines eRezeptes
  • Verfahren, die eine Neuvergabe, Änderungen und ggf. Sperren bei Verlust der Karte regeln
  • den Heilberufsausweisen (HBA) als Ausweiskarten für Personen, die als Leistungsträger (Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, medizinische Bedienstete) Zugriff auf die Daten der elektronischen Gesundheitskarte benötigen
  • Kartenterminals, die die elektronische Gesundheitskarte und den Heilberufsausweis aufnehmen und verarbeiten können
  • Konnektoren, die den Zugang vom jeweiligen Verwaltungssystem zu der Infrastruktur herstellen und für eine sichere Kommunikation sorgen
  • verschiedenen Diensten, die die Kommunikationspartner als zugriffsberechtigte Personen der Infrastruktur identifizieren (Authentisieren), ihnen Handlungsmöglichkeiten wie Lesen und Schreiben von Daten zuweisen (Autorisieren) sowie Zugriffsprotokolle erstellen
  • Anwendungsdiensten, die eine Abfrage der Versichertenstammdaten (VSDD), das Speichern und Abrufen eines elektronisch gespeicherten Rezeptes (Verordnungsdaten - VODD) und seine Abrechnung ermöglichen
  • Programmen, die dafür sorgen, dass die einzelnen Bausteine ihre jeweilige Funktion erfüllen und mit den anderen Komponenten des Systems kommunizieren können
  • definierte Schnittstellen, mit denen sich die Komponenten untereinander „unterhalten” und die die jeweils erforderlichen Daten komplett und unverfälscht übertragen
  • einem Sicherheitskonzept für die Telematikinfrastruktur und ihrer Komponenten, das gewährleistet, dass ausschließlich berechtigte Personen auf die Daten zugreifen können.


Wirken all diese Komponenten und Dienste in der Telematikinfrastruktur reibungslos zusammen, lassen sich die Ziele der elektronischen Gesundheitskarte realisieren. Den Plan für ein effizientes und sicheres Zusammenspiel hat die gematik GmbH (Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH) entwickelt. Dabei greift sie zurück auf Lösungen aus Industrie, Wissenschaft, Selbstverwaltung und Forschungsprojekten des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung.

Komplexe, ineinander verzahnte Aufgaben

Das Projekt „Elektronische Gesundheitskarte“ besteht aus vielen, ineinander verzahnten Teilprojekten. Das systematische und parallele Lösen dieser Aufgaben führt zu einer erfolgreichen Einführung der Gesundheitskarte und der Telematikinfrastruktur.

Neben der Spezifikation der Komponenten Gesundheitskarte, HBA, Kartenterminal und Konnektor sind Dienste u.a. für Autorisierung, Authentisierung und Protokollierung sowie Anwendungsdienste für die Versichertenstammdaten, Verordnungsdaten und Abrechnungsdaten zu definieren. Des Weiteren müssen die Schnittstellen der Komponenten zu den Primärsystemen der Beteiligten – Praxisverwaltungs-, Krankenhausinformations- und Apothekenverwaltungssystem – definiert werden. Die Spezifikation dieser Komponenten, Dienste und Schnittstellen, die die gematik in enger Zusammenarbeit mit den Leistungs- und Kostenträgern, dem Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung und der Industrie erarbeitet hat, ist weit fortgeschritten und wird nun zügig zu Ende geführt.

Eng mit der Gesundheitskarte sind weitere, teilweise organisationsspezifische Aufgaben verbunden, die im Vorfeld der flächendeckenden Ausgabe der Karte zu lösen sind. So müssen gesetzliche und private Krankenversicherungen zum Beispiel Vorbereitungen bezüglich des Fotos auf der Karte treffen: Die Versicherten sind zu informieren, die Fotos einzusammeln und schließlich für die Produktion aufzubereiten.

Besondere Bedeutung kommt auch der neuen Krankenversichertennummer zu. Die von den gesetzlichen Krankenversicherungen ins Leben gerufene Vertrauensstelle Krankenversichertennummer (VST) erstellt mit Hilfe der Rentenversicherungsnummer für jeden Krankenversicherten eine neue Krankenversichertennummer, die eindeutig seiner Person zugeordnet ist und auch bei einem Kassenwechsel beibehalten wird. Im System „Elektronische Gesundheitskarte“ ist die neue Krankenversichertennummer das Ordnungsmerkmal für alles, was diese eine Person betrifft.

Testen, testen, testen

Neben der Entwicklung des Systems „Elektronische Gesundheitskarte“ besteht die Aufgabe der gematik u.a. darin, seinen sicheren und störungsfreien Betrieb zu gewährleisten. Dazu gehört, dass die Telematikinfrastruktur nur aus Komponenten bestehen darf, die den definierten Anforderungen genügen.

Parallel zu den zu lösenden Teilprojekten begann die gematik in Berlin mit den Vorbereitungen zur Einrichtung eines zentralen Testlabors, mit dem sie Hardware und Software von Herstellern untersucht, die ihre Produkte für die Nutzung in der Telematik infrastruktur anbieten. Verlaufen die Tests positiv und das Produkt erfüllt alle gestellten Anforderungen, erhält es ein Zertifikat der gematik und darf als Komponente der Infrastruktur verwendet werden. Unter diese Regelung fallen auch die Chipkarten: Jeder Hersteller von Gesundheitskarten muss sein Produkt von der gematik zertifizieren lassen.

Ein zentrales Testmanagement-System gewährleistet die systematische Planung, Entwicklung und Durchführung der Tests sowie deren Auswertung, Dokumentation und Archivierung.

Eine zentrale Plattform dient folgenden Zwecken:

  • Design und Entwicklung der unterschiedlichen Teststrategien, -verfahren und Testspezifikationen
  • Planen und Durchführen der Abnahmetests für die Komponenten Karte, Terminal, Konnektor sowie für die verschiedenen Dienste (Sicherheitsfunktionen, Verzeichnisdienst etc.)
  • Etablieren eines einheitlichen Test- und Zulassungsverfahrens
  • Koordination, Anbindung und Unterstützung der dezentralen Testumgebungen (Testregionen)
  • Auswerten der Testergebnisse zentraler und dezentraler Tests, Fehlermanagement, Tracking und Changemanagement
  • Sicherstellen des Betriebes der Telematikinfrastruktur für die Gesundheitskarte (Interoperabilität, Ausfallsicherheit, Performance etc.)
  • zentrales Management aller Zulassungs- und Abnahmetests
  • Erteilen von Zulassungen für Komponenten und Dienste
  • durchgängige Qualitätssicherung über die gesamte Telematikinfrastruktur.


Das Testverfahren am Beispiel der Chipkarte

In einem mehrstufigen Prüfverfahren werden Funktionalität, Interaktion mit anderen Komponenten der Telematikinfrastruktur und Sicherheit der Gesundheitskarte getestet.

Auf der ersten Teststufe prüft die gematik die korrekte Funktionalität der zu implementierenden Kommandos auf der Karte. In einem nächsten Schritt werden mit Referenzdaten insbesondere die Dateiinhalte der Anwendungsdateien auf Korrektheit geprüft und die Funktionsfähigkeit der Karte in definierten Terminabläufen verifiziert.

Interoperabilitäts- und Integrationstests bilden die zweite Teststufe der Gesundheitskarte. Hier prüft die gematik, ob sie spezifikationsgemäß entwickelt wurde und die geforderten Leistungen im Zusammenspiel mit anderen Einheiten erbringt. Durch funktionale Integrationstests wird zum einen die technische Integration der Gesundheitskarte im Gesamtsystem nachgewiesen und zum anderen das fachliche, funktionale und systemübergreifende Zusammenspiel der Karte an den Schnittstellen, also die Interoperabilität, getestet.

Die nächste Teststufe im Prüfverfahren widmet sich der Sicherheit der Komponente. Unter realistischen Bedingungen wird die Gesundheitskarte einem Sicherheitstest unterzogen. Grundlage dieser Tests bilden die im Sicherheitskonzept festgelegten Anforderungen an das Gesamtsystem sowie die Schutzprofile für die Gesundheitskarte. Bestandteil der Stufe drei wird weiterhin eine Zertifizierung für die Erstellung von qualifizierten elektronischen Signaturen sein. Nach positivem Ausgang der Sicherheitstests und bei Vorliegen aller notwendigen Sicherheitsgutachten wird eine Zulassung vergeben: Somit ist die Chipkarte als Komponente in der Telematik infrastruktur freigegeben.

Die vierte Stufe bildet den Übergang der Laborversuche zu den Feldtests in den Testregionen. Die freigegebenen Komponenten und Dienste der Infrastruktur und ihre Schnittstellen zu den Primärsystemen werden in einer Musterpraxis mit Versuchsdaten getestet. Mit einer großen Anzahl von elektronischen Gesundheitskarten mit Echtdaten, Kartenterminals und den verschiedenen Diensten gehen die Anwendungstests dann in die Feldtest in den Testregionen über.

Maßgeblich für die Akzeptanz der Karte – neben den technischen Ausprägungen und den Funktionalitäten – ist eine klare Migrationsstrategie, die die Rahmenbedingungen der Einführung verbindlich vorgibt:

– einfachste Handhabung für Versicherte

  • ein möglichst nahtloser Übergang von der alten auf die neue Technologie
  • ein geringer Anpassungsaufwand in der Organisation und Handling der Leistungsträger
  • die Möglichkeit, bis zur vollständigen Einführung der Gesundheitskarte die neue Gesundheitskarte und die Krankenversichertenkarte parallel zu nutzen.

 

Wird sowohl den technischen Aspekten als auch der Migrationsstrategie sorgfältig Rechnung getragen, schafft das Projekt „Elektronische Gesundheitskarte“ Akzeptanz bei allen Beteiligten und markiert den technischen Übergang des Gesundheitswesens ins Informationszeitalter.

Die gematik

Die Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH, kurz gematik, wurde von den Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung gegründet und hat am 11. Januar 2005 ihre Arbeit aufgenommen.

Gesellschafter der gematik sind die 15 Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens. Die Gesellschafterversammlung bildet dabei das oberste Gremium: Leistungs- und Kostenträgern fällen hier Grundsatzentscheidungen zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte.

Die Beschlussvorlagen und die Entscheidungsgrundlagen für die Gesellschafterversammlung erarbeitet die gematik gemeinsam mit einem Fachausschuss, der die Fachkräfte aus den Organisationen der Gesellschafter bündelt.

Die gematik wird von einem Beirat unterstützt, der Empfehlungen zu gesetzgeberischen, organisatorischen und technischen Maßnahmen zur Sicherstellung der übergeordneten Ziele aussprechen kann. Im Beirat sind versammelt: Vertreter der Länder, Vertreter der für die Wahrnehmung der Interessen der Patienten und der Selbsthilfe chronisch kranker und behinderter Menschen maßgeblichen Organisationen, Vertreter der Wissenschaft, Vertreter der für die Wahrnehmung der Interessen der Industrie maßgeblichen Bundesverbände aus dem Bereich der Informationstechnologie, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, die Beauftragte für die Belange der Patientinnen und Patienten (bei der Bundesregierung), Vertreter von Bundesbehörden, Vertreter der Selbstverwaltung der GKV, Vertreter der Selbstverwaltung der Leistungsträger und Vertreter weiterer Gruppen.

Für die neuen Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte sind neben den Chipkarten eine einheitliche IT-Architektur und darauf aufbauende Telematik-Module für den Datenaustausch zwischen den Beteiligten erforderlich. Diese Komponenten müssen entwickelt und flächendeckend eingeführt werden. Die gematik nimmt diese Aufgaben wahr und stellt sowohl die Einführung als auch den langfristigen Betrieb der Telematik im deutschen Gesundheitswesen sicher.

Die Ziele

Die Verfügbarkeit von Patientendaten ist ein wichtiges Kriterium für eine hochwertige medizinische Versorgung und ein effizientes, modernes Gesundheitswesen.

Bis heute existiert jedoch keine einheitliche IT-Struktur, die dem behandelnden Arzt einen übergreifenden, schnellen und umfassenden Überblick über den Gesundheitszustand und die Arzneimittelhistorie des Patienten verschafft. Die Krankengeschichte eines Patienten ist üblicherweise bei verschiedenen Ärzten abgelegt.

Die von der gematik betriebene Telematikinfrastruktur mit einheitlichen, standardisierten Schnittstellen und Diensten ermöglicht eine bundesweite Kommunikation zwischen den vorhandenen Systemen in Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken und Krankenkassen. In Verbindung mit der elektronischen Gesundheitskarte und dem Einverständnis des Patienten stehen dem Arzt in Zukunft alle relevanten medizinischen Daten unmittelbar zur Verfügung.

Die neue Telematikinfrastruktur und die elektronische Gesundheitskarte tragen maßgeblich dazu bei, unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden, die Verordnung ungeeigneter Arzneimittel zu reduzieren und Arbeitsabläufe zu optimieren. Somit bleibt mehr Zeit für den Patienten und eine bessere Behandlung.


Kontakt
Harald Flex

gematik
Gesellschaft für Telematikanwendungen
der Gesundheitskarte mbH
Geschäftsführer
Friedrichstraße 136
10117 Berlin
Tel.: 0 30/ 4 00 41-0
Fax.: 0 30/ 4 00 41-1 11
www.gematik.de

Daniel Poeschkens
gematik
Gesellschaft für Telematikanwendungen
der Gesundheitskarte mbH
Medienreferent
Friedrichstraße 136
10117 Berlin
Tel.: 0 30/ 4 00 41-2 31
Fax.: 0 30/ 4 00 41-1 11
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