.. ."Ein großes Problem im Bereich der Gesundheitsversorgung ist und bleibt das Management der Patientendaten. Die elektronische Vernetzung der Daten ist eine der großen Zukunftsherausforderungen der Gesundheitssysteme. 
 

Deutschlands unfassendstes Werk zum Thema Telemedizin, E-Health und Telematik im Gesundheitswesen

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Fortschritt made in Valencia PDF E-Mail

Carmen Ferrer, Project Director

 

Valencia ist inzwischen führend beim Thema „sicherer Zugang zur elektronischen Patientenakte“ in Spanien. Das IT-Projekt „Abucasis II“ – es wuchs aus dem e-Government-Projekt der Region Valencia – ermöglicht durch Smartcards von Siemens für immer mehr Ärzte der Region die Abfrage lebenswichtiger Patientendaten: Tag und Nacht.

Die spanische Region Valencia hat sich beim Thema e-Government ehrgeizige Ziele gesteckt – und das erstaunlich früh: Schon im Jahr 1995 reiften Pläne, wie Bürger die Dienste der öffentlichen Verwaltung noch einfacher in Anspruch nehmen könnten. Ohne viel Papier, ohne lästiges Anstehen vor Amtsstuben. All das mit Hilfe einer integrierten IT-Infrastruktur.

Rasch war klar: besonders große Vorteile lassen sich dabei im Gesundheits-Sektor, in Spanien weitgehend Aufgabe der Regionen, erzielen.

Eine elektronische Patientenakte, so die Erwägung, könnte helfen, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und Gesundheitsdaten schneller – vor allem: für alle behandelnden Mediziner zu jeder Zeit und an jedem Ort – zugänglich zu machen. Den Vorteil davon hat der Patient.

Da die Region Valencia (mit ihren rund 4,4 Millionen Einwohnern) große Autonomie-Rechte besitzt, konnte das Gesundheitsministerium das Projekt „Abucasis II“ zur Einführung einer Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen in Eigenregie starten, als Teilprojekt der e-Government-Initiative. Inzwischen ist Abucasis II eines ihrer Glanzstücke.

Wichtig war in einem ersten Schritt, intensive Beratung durch einen Industriepartner einzuholen. Die Wahl fiel dabei auf Siemens: Das Unternehmen hat mit sogenannten Smartcards – die einen sicheren Datentransfer übers Internet ermöglichen – große Erfahrung. Und gerade die Sicherheit der Informations-Übertragung spielt bei sensiblen Gesundheitsdaten eine wesentliche Rolle.

Schon im Herbst 2004 konnte das Pilotprojekt gestartet werden. Alle Mediziner der Region sollen mit dem „Zugangskit“ ausgestattet werden: mit einer personalisierten Smartcard, dem dazu passenden Lesegeräte, ergänzt durch ein Softwarepaket. Normale PCs, wie sie ohnehin in den meisten Praxen vorhanden sind, komplettieren die Ausstattung. Im Sommer 2005 hielten bereits über 10.000 Ärzte ihre Smartcard (ihren Heilberufeausweis) in Händen. Drei Jahre später, im Jahr 2008, sollen es mehr als doppelt so viele sein.

Die bisherigen Erfahrung stimmen die Regionalregierung (Generalitat Valenciana) optimistisch. Tatsächlich ist von allen spanischen Regionen Valencia beim Thema IT-Infrastruktur für die Gesundheitsversorgung besonders weit. Um den schnellen Rollout zu ermöglichen, ging man einen Kompromiss ein: Statt allen Patienten eine Smartcard auszuhändigen, erhalten nur die Leistungserbringer eine Karte, also alle Ärzte und ausgewähltes medizinisches Personal. Die Einführung einer Gesundheitskarte für alle Patienten wird unter anderem auch dann aktuell, wenn sich ein gemeinsamer Standard mit den anderen Regionen Spaniens herauskristallisiert. Das Herzstück der Lösung in Valencia funktioniert allerdings bereits: die elektronische Patientenakte.

Mit ihren Karten loggen sich die Ärzte ins System ein; dazu benötigen sie zusätzlich eine PIN. Mit jeder Behandlung ergänzen sie die Daten auf den zentralen Servern. Sogar Befunde aus den vergangenen Jahren wurden nachträglich digitalisiert, um die Vorteile einer Patientenakte möglichst rasch zu realisieren; denn je mehr relevante Information sie umfasst, desto eher entfaltet sie für aktuelle Behandlungen und Verschreibungen ihren Mehrwert.

Ein besonderer Vorteil der IT-Lösung in Valencia besteht in der Verzahnung der verschiedenen Leistungserbringer.

Erste Anlaufstation für Patienten sind, wie auch in Deutschland, zumeist Allgemeinmediziner. Diese sind in Spanien allerdings vielfach zusammengeschlossen in „ambulatorios“, Gesundheitszentren mit mehreren Ärzten. Diese gilt es mit den Fachärzten und insgesamt 27 Krankenhäusern zu vernetzen, um eine integrierte Versorgung zu ermöglichen – mit möglichst wenigen Medienbrüchen, etwa bei Abrechnungs- oder Verschreibungsprozessen, und damit auch geringen Reibungsverlusten. Um diesem Ziel möglichst schnell nahe zu kommen, sollten zahlreiche Ärzte in einer frühen Projektphase teilnehmen. Auch um ihnen die Entscheidung dafür zu erleichtern, wurde die eigentliche IT-Ausstattung in den Praxen so bedienerfreundlich wie möglich gestaltet.

Siemens liefert dabei die Smartcards, die für jeden der Ärzte (oder sonstigen Leistungserbringer) personalisiert werden: Ein sogenannter privater Schlüssel auf dem Chip der Smartcard in Verbindung mit einer PIN ermöglicht es dem Besitzer, sich in das System einzuloggen. All seine Schritte, die Abfragen und Eintragungen auf dem Server, werden dokumentiert und sind damit nachvollziehbar. Patienten können sich weiterhin mit ihrer herkömmlichen Versichertenkarte (mit Magnetstreifen) identifizieren.

Die Smartcards halten insgesamt zwei verschiedene Zertifikate bereit. Eines für die elektronische Signatur, das auch zur Anmeldung im System dient, und ein weiteres zur Verschlüsselung von Daten, die übers Internet übertragen werden sollen.

Noch wird das zweite, das Verschlüsselungs-Zertifikat, nicht genutzt. Künftig kann es aber dazu dienen, beispielsweise den email-Verkehr zwischen einem Allgemeinmediziner und dem Facharzt, der eine Überweisung entgegennimmt, zu codieren. Unbefugten ist damit der Blick auf fremde Gesundheitsdaten, die durchs Internet reisen, versperrt.

Das Zertifikat für die elektronische Signatur nutzen die teilnehmenden Ärzte schon heute. Bei jedem Zugriff auf Patientendaten wird die Signatur des Arztes hinterlegt. So lässt sich volle Transparenz schaffen: Wer wann welche Daten einsieht, ist jederzeit nachvollziehbar. Eine wichtige Bedingung, um für die IT-Revolution nachhaltiges Vertrauen bei den Patienten zu erzielen.

Die Ärzte in der Region Valencia können zudem bereits Rezepte digital signieren. Zwar werden diese danach immer noch auf Papier ausgedruckt, doch Fehlverschreibungen lassen sich auf diese Weise schon heute besser rückverfolgen, schließlich lagern Informationen darüber dauerhaft in der jeweiligen Patientenakte.

Stolz ist das Gesundheitsministerium (die Conselleria de Sanitat) auf ein digitales Impfregister, das inzwischen für die Region eingerichtet wurde und auch via Smartcards zugänglich ist. Nicht nur für die Patienten ist es von Vorteil. Die zentral gesammelten Daten ermöglichen die anonyme Ermittlung des Impfstatus der Bevölkerung und können somit zur allgemeinen Verbesserung der Versorgung beitragen.

Weitere Anwendungen werden schon heute diskutiert. Ein Transplantationsregister könnte künftig helfen, wertvolle Zeit zu sparen, sobald Spender-Organe zur Verfügung stehen – online ließe sich noch rascher klären, welche Empfänger für ein zur Verfügung stehendes Organ in Frage kommen. Und die Online-Termin-Vereinbarung für Besuche beim Spezialisten steht ebenfalls auf der Prioritäten-Liste der Conselleria de Sanitat in Valencia. Wird sie realisiert – und das dürfte nur eine Frage der Zeit sein –, dann ließe sich bereits in der Praxis des Hausarztes eine Überweisung zum Spezialsten oder ins Krankenhaus vornehmen, mitsamt Terminvereinbarung.

Sobald auch andere spanische Regionen ihre Erfahrungen aus IT-Projekten im Gesundheitswesen einbringen können, sollte zudem das elektronische Rezept – ganz und gar ohne Papier – nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Ein weiteres wichtiges Ziel von Abucasis II ist die Einfachheit der Handhabung für das medizinische Fachpersonal: „Die Ärzte sollten das Gefühl haben, dass sich an ihren Routinen fast nichts ändert“, erklärt Yolanda del Moral. Sie betreut für Siemens das Spanien-Geschäft mit Smartcards und kümmert sich auch um die Einführung der Karten in Valencia. Tatsächlich wird es den Medizinern so einfach wie möglich gemacht.

Der erste Schritt für all jene, die am Projekt teilnehmen wollen, ist die Registrierung für das System. An über 40 Registrierungs-Stellen in ganz Valencia ist das den Ärzten möglich: in jeder der Teilregionen findet sich eine, sowie in den meisten der Krankenhäuser. Mit dem unterschriebenen Vertrag – der auch über die Nutzungsrechte der sensiblen Daten aufklärt – melden sich die Ärzte an und erhalten unmittelbar ihre Smartcard sowie ihre PIN ausgehändigt.

Sollte es Probleme bei der Installation geben, hilft ein extra eingerichtetes Call-Center weiter. Schließlich ist das Besondere an IT-Lösungen für das Gesundheitssystem die absolute Notwendigkeit einer Betriebssicherheit rund um die Uhr. Für den Fall, dass ein Arzt um Mitternacht seine PIN vergisst, oder seine Karte ganz verliert, springen Notfallteams ein:

Diese mobilen Zertifizierungs-Teams können in maximal zwei Stunden Ärzte auch in entlegenen Winkeln der Region erreichen. Mit ihrer mobilen Ausstattung aktivieren sie im Fall der Fälle rasch neue Karten – und helfen damit, die Versorgungssicherheit mit Gesundheitsdienstleistungen sicherstellen.

Die Region sieht sich durch die moderne IT-Unterstützung einigen ihrer wesentlichen Ziele für die Gesundheitsversorgung näher. Einerseits wird die Grundversorgung gestärkt, die traditionell über Allgemeinmediziner abgedeckt ist. Durch ihre bessere Vernetzung können diese mit Zugriff auf Patientenakten ihre Entscheidungen mit größerer Sicherheit treffen und haben rascher Einblick in Befunde und Verschreibungen von Kollegen, im Besonderen der behandelnden Fachärzte. Das stärkt einerseits das Vertrauen der Patienten und hilft gleichzeitig den menschlichen und ökonomischen Schaden durch Fehlbehandlungen stark zu reduzieren.

Bürokratische Prozesse lassen sich zudem verstärkt automatisieren und durch das System übernehmen, sodass mehr der wertvollen Arbeitszeit hoch qualifizierter Mitarbeiter im Gesundheitswesen den Patienten zu Gute kommen kann. Insgesamt wird die Arbeit der verschiedenen Leistungserbringer besser verzahnt.

All das ist nur durch den ehrgeizigen Wunsch der Region Valencia möglich geworden, durch moderne IT-Lösungen, insgesamt die Bürokratie zu reduzieren. Die sichere Datenübertragung – die das Speichern der Gesundheitsdaten von Patienten aus allen Teilen der Region auf Servern ermöglicht – ist nicht nur Kernstück des Teilprojektes im Gesundheitsbereich, Abucasis II. Auch für zahlreiche andere Anwendungen des e-Government-Projektes in Valencia ist die Telematik-Infrastruktur der Motor. Dass sie außergewöhnlich zuverlässig und leistungsfähig ist, fiel auch der Europäischen Ministerkonferenz auf. Für das gesamte Projekt erhielt Valencia den „Best Practice“ Preis für e-Government.

Den größten Nutzen haben die Bürger von dem System allerdings immer dann, wenn sie zum Arzt gehen. Und dieser Nutzen wird mit dem fortschreitenden Ausbau von Abucasis II weiter wachsen.


Kontakt
Carmen Ferrer

Área de Informática,
Telecomunicaciones y Organización
Conselleria de Sanidad
Micer Mascó 31
46010 Valencia
Tel.: 34 96 386 80 83
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