Hans Demski, Claudia Hildebrand, Christine Birkmann, Rolf Engelbrecht
In den letzten Jahren gab es national und international vielfältige Aktivitäten im Umfeld von Gesundheitskarten. Auf dem Weg zu einheitlichen Lösungen wurden dabei verschiedene Standards defi niert. Durch die eEurope-Smart-Card-Initiative konnten in Europa die Energien verschiedener Projekte erfolgreich gebündelt werden und gemeinsame Spezifi kationen und Positionspapiere wurden veröffentlicht. Die im Rahmen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes für 2006 geplante Einführung einer Patientenkarte hat das Interesse für Gesundheitskarten in Deutschland geweckt. Wie schon bei der Einführung der Krankenversichertenkarte werden auch jetzt starke Impulse für die Modernisierung der IT-Infrastruktur im deutschen Gesundheitswesen gegeben. Als Beitrag zur Diskussion der künftigen Telematik-Architektur werden im Folgenden die Ergebnisse der Arbeit von DIABCARD an einer einheitlichen Schnittstelle für Anwendungen mit Gesundheitskarten vorgestellt.
Eine Kartenschnittstelle für vielseitige Anwendungen
Das DIABCARD Projekt [1] zielt auf eine verbesserte Kommunikation zwischen den am Versorgungsprozess Beteiligten, u. a. dem Patienten, den Krankenhausärzten und den Hausärzten. Zu diesem Zweck wurde ein Chipkarten basiertes medizinisches Informationssystem entwickelt, das eine Patientenkarte für Diabetiker einsetzt. Um den praktischen Einsatz zu testen wird im Raum Augsburg derzeit eine Pilotstudie [2] durchgeführt, die einen wichtigen Schritt im Vorfeld der Aktivitäten zu der im Rahmen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes geplanten Einführung der Gesundheitskarte darstellt. Unter Verwendung seines elektronischen Arztausweises kann der behandelnde Arzt auf der Patientenkarte oder einem Dokumentenserver, der über das Internet verfügbar ist, gespeicherte Arztbriefe abrufen, die mitbetreuende Kollegen geschrieben und hinterlegt haben.
Das dort eingesetzte System DIABCARD- com stellt eine Schnittstelle für Kartenanwendungen bereit, die Funktionen für den Kartenzugriff über klar defi nierte Methoden verfügbar macht. Dabei werden sämtliche erforderlichen Aufgaben, sowohl zur Verwendung der Patientenkarte als auch der Arztkarte, von einer einzigen Schnittstelle übernommen. Die Komplexität der Kartenzugriffe wird so vor dem Anwender verborgen. Die Bereitstellung als eigenständige Komponente ermöglicht die einfache Integration dieses Bausteins in Anwendungssysteme, wie z. B. Praxisverwaltungssysteme oder Krankenhausinformationssysteme (siehe Abb. 1).
Die Kartenschnittstelle, auch DIABCARD Server genannt, wurde in JAVA entwickelt und unterstützt über entsprechende Bibliotheken alle WINDOWSAnwendungen. Selbst komplizierte Abläufe werden über einfache Methodenaufrufe bearbeitet. Es wird automatisch geprüft, ob eine Autorisierung über die Arztkarte für den jeweils durchzuführenden Vorgang erforderlich ist. Für den Zugriff auf medizinische Daten muss die Erlaubnis des Patienten eingeholt werden. Ist eine Berechtigung erforderlich, so werden der Arzt und der Patient zur Bereitstellung der jeweiligen Karte und zur Eingabe ihrer der PIN aufgefordert. Die Übergabe der Daten an die Schnittstelle erfolgt im XMLFormat. Ein Konzept zur druckreifen Formatierung und Anzeige der Daten wurde entwickelt und für den Entlassbrief aus dem Krankenhaus erfolgreich umgesetzt.
Einsatz verschiedener Karten
In DIABCARD konnte ein interoperables System aufgebaut werden. Der Zugriff auf Gesundheitskarten unterschiedlicher Anwendungsbereiche wie z. B. Patientenkarten, Arztkarten oder die Krankenversichertenkarte wurde ermöglicht. Darüber hinaus ist die DIABCARD mit anderen Patientenkarten kompatibel. Das Lesen der Notfalldaten einer fi nnischen Patientenkarte aus dem CARDLINK Projekt [3] konnte erfolgreich demonstriert werden.
Um Interoperabilität zu gewährleisten sind müssen Aspekte auf mehreren Ebenen eines Systems beachtet werden:
Gerätekompatibilität
Daten
- gemeinsamer Datensatz (Semantik)
- standardisiertes Kommunikations und Speicherformat
Anwendung
- einheitliche Darstellung von Inhalten
- einheitliche Zugriffsbedingungen
- rechtliche und ethische Voraussetzungen
Die Grundlage für die Herstellung der Interoperabilität wurde innerhalb der EU/G7 Healthcards [4] Initiative gelegt, die unter anderem einen standardisierten Notfalldatensatz und eine Architektur für interoperablen Kartenzugriff erarbeitete. Weitere internationale Standards wie z. B. CEN TC 251 prENV 13729 “Health Informatics, Secure User Identifi cation, Strong Authentication using Microprocessor Cards“ und ISO 21549 “Health Informatics – Patient healthcard data” schaffen die Basis für interoperable Lösungen...
Dokumentinformationen zum Volltext-Download Titel: | DIABCARD-com bietet eine flexible Schnittstelle für Patientenkarten
| Artikel ist erschienen in: | Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2005
| Kontakt/Autor(en): | GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit Institut für Medizinische Informatik Ingolstädter Landstraße 1 85764 Neuherberg
| Seitenzahl: | 3,5
| Sonstiges | 4 Abb. | Dateityp/ -größe: | PDF / 848 kB | Click&Buy-Preis in Euro: | kostenlos
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